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Tour de Peanuts

Bericht und Fotos von Reinhard Geppert

Nach dem Urlaub 1988 (mit dem Fahrrad nach Budapest) habe ich überlegt, was ich im nächsten Jahr anstellen könnte. Die Fahrrad-Tour ist zwar herrlich gewesen, aber ich hatte Lust auf ein wenig mehr Power.

Eines abends saß ich vorm Ferseher. Erdnüsse knabbernd habe ich mir einen Bericht über den Affenfelsen in Gibraltar angesehen. Von dem hatte ich vorher noch nie gehört. Da werden die Affen von der britischen Armee gefüttert.

Erdnüsse essen - Affen füttern: Da machte es "klick" bei mir! Warum sollte ich den Affen nicht eine handvoll Erdnüsse vorbeibringen?

Aufgeregt und begeistert Europakarte gesucht, Luftlinie Rodgau-Gibraltar gemessen, mit 1,5 multipliziert (Erfahrungswert von diversen Touren) und schon war die Entfernung mit ca. 2800 km ermittelt. Das war die doppelte Entfernung wie die Tour 1988. Ob ich das schaffen würde wußte ich nicht, aber es war eine Herausforderung. Kurz überlegt - dann stand mein Urlaubziel für 1989 fest.

Und sofort begann ich mit der Planung. Als erstes mußte ich natürlich die Route festlegen. Für die Gebiete unter der Luftlinie Rodgau-Gibraltar habe ich mir entsprechende Landkarten besorgt, wo es möglich war im Maßstab 1:200 000. Dann habe ich links und rechts der Luftlinie geeignete Routen zum Radfahren ausgesucht. Möglichst verkehrsarm, landschaftlich interessant, mit Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten, eventuell auch an Flüssen oder am Meer entlang. Nach Karten habe ich dann eine Streckenlänge von 2584 Km ausgemessen und -gerechnet.

Ich bin vorher noch nie südlicher als Österreich gewesen. Wie sind in Spanien die klimatischen Bedingungen zum Radfahren? In Reisebüros habe ich mir Kataloge besorgt, hier sind schön übersichtlich Temperaturtabellen drin. Weiterhin habe ich jede Menge Informationen über Radtouren in Spanien gesucht und gierig aufgenommen. Vom spanischen Fremdenverkehrsverband habe ich Hotelverzeichnisse von den einsamen Strecken, die abseits der Touristenrouten lagen, erhalten. Alleine wollte ich auch nicht fahren. Also habe ich eine Anzeige in einer Radfahrer-Zeitschrift aufgegeben. Und tatsächlich fand sich jemand, mit dem ich es zusammen wagen konnte. Das Fahrrad mußte überholt werden, eine Reiseapotheke mußte zusammengestellt werden, wichtige Telefonnummern für evtl. Notfälle mußten zusammengesucht werden usw. usw.

Nach 1 Jahr Planung war es dann am 26.8.89 endlich soweit: Der Start! Aber kurzum, nach ziemlich genau der halben Strecke am Fuße der Pyreneen war die Tour zu Ende. Eine Reizung einer Sehne am Knie hat trotz ärztlicher Kunst und 3 Tage Ruhepause allem ein Ende bereitet.

Allem? Nein, wer so einen Plan hat, der kann nicht ruhig schlafen bis das Ziel erreicht ist. Und so habe ich am 28.8.93 um 9:52 Uhr mit dem gleichen Partner den zweiten Anlauf gestartet.

Von Rodgau durch den Odenwald gen Süden, am Rhein entlang bis Basel. Dort ging es über den Rhein und über die Grenze in die Schweiz und hinein ins schweizerische Jura.

Am 4. Tag kurz vor Mittag, ich mußte bergauf in einer Serpentine runterschalten, ist mir die Kette abgesprungen. Normalerweise kein Problem. Wenn man zurückschaltet und vorsichtig weitertritt kann man meistens ohne abzusteigen die Kette wieder auflegen. Ging hier aber nicht. Also absteigen und - Oh Schreck: Das Schaltwerk war über die ganze Straße verteilt. Und nicht nur das, nein, auch das Ausfallende am Rahmen war abgebrochen.

Karl ist dann zum nächsten großen Ort zurückgefahren, einen Fahrradhändler suchen. Ich bin derzeit zur nächsten Haupstraße gerollt. Ein brauchbares Fahrradgeschäft war nicht in ereichbarer Nähe, dafür eine Bushaltestelle. Mit dem Bus sind wir dann nach Neuchatel. Auf Anraten des Busfahrers haben wir uns im Bahnhof beim Fahrradverleih nach einem Fahrradhändler erkundigt. Der konnte uns zwar selbst nicht helfen, hat aber bei ALLEGRO, einer Fahrradfabrik in einem Vorort von Neuchatel angerufen. Die haben Hilfe angeboten. Also habe ich mein Rad in ein Taxi geladen bin bin zu ALLGERO gefahren, gerade noch rechtzeitig vor Feierabend. Nach kurzem Palaver mit dem Geschäftsführer und einigen anderen Mitarbeitern war die Sache geregelt: Mit einer Empfehlung für ein Hotel in der Nähe und einem Ersatzbike für den Abend versorgt wurde mir zugesagt, mein Rad bis nächsten Tag mittags zu reparieren. Und das hat prima geklappt.

Weiter gings an Genf vorbei hinein nach Frankreich. An der Isere entlang durchs Rhonetal, Besuch in Orange, übers Aquädukt bei Pont du Gard, an der Carmague vorbei (die hatten wir beim 1. Versuch ausgiebig durchstreift), bei La Grand -Motte ans Mittelmeer und durch Sete bis an die Pyreneen.

Nicht zu übersehen war, daß sich die Landschaft seit dem Rhonetal änderte. Die ersten Palmen tauchten auf, was bei uns als Blumen wächst, wuchert hier als Büsche, auch sind viele Landstriche verdörrt, oftmals auch abgebrannt.

Durch die Pyreneen sind wir über die N9 (in Frankreich) bzw. N11 (in Spanien) parallel zur Autobahn gefahren. Eine ziemlich flache Gegend. Die Buckel im Odenwald sind anstrengender. Aber schön war's doch. Und so nach 11 Tagen und 1556 km sind wir abends im Dunkeln in Barcelona eingetroffen.

Hier haben wir einen Tag "Pause" gemacht. In Barcelona muß man natürlich die "Sagrada Familia" und die anderen Bauten von Gaudi bewundern und selbstverständlich auch mehrfach über die "La Rambla" schlendern. Abends haben wir dann die Sachen wieder eingepackt um am nächsten morgen zeitig weiter fahren zu können. Doch oh Schreck - der Scheck ist Weg. Genau gesagt, die 4 Schecks die ich im "Wäschefach" der Gepäcktaschen deponiert hatte, waren weg. Unter all den wichtigen Telefonnummern, die ich dabei hatte, fehlte natürlich die der Scheck-Sperrstelle in Deutschland. So haben wir denn den nächsten morgen mit diversen Bankbesuchen verbracht. All die internationalen und kundenfreundlichen Banken (laut eigener Werbung) konnten mir beim Sperren der Schecks nicht behilfllch sein. Also haben wir die Deutsche Botschaft erst gesucht dann besucht. Hier hat man einfach das Frankfurter Telefonbuch zur Hand genommen und mir ein Gespräch mit meiner Bank daheim vermittelt (1 Gespräch in die Heimat ist kostenlos). Dann bei der Polizei Anzeige erstattet und weiter ging's so gegen 1/2 1 Richtung Süden. Erst viel später habe ich bemerkt, daß auch mein Reisepass verschwunden war. Sprachlos war ich allerdings erst letzten Herbst (95): Nach 2 Jahren hat mir die Deutsche Botschaft in Marseille Schecks und Pass zugeschickt?!

Barcelona zu verlassen war über die autobahnähnlichen Straßen im beginnenden Feierabendverkehr sehr stressig, aber da mußten wir durch. Dafür rollte es später auf der N 340 sehr gut, entlang Olivenhainen und Mandelbäumen. Regelrecht aufgefallen sind die vielen überfahrenen Hunde an den Nationalstraßen. Aber wir selbst haben keinen überfahren, Ehrenwort.

Hinter Valencia haben wir so allmälich die Küstennähe verlassen und sind durchs andalusische Hinterland Richtung südwest gefahren. Laut Karte führten die Straßen über eine Hochebene mit Pässen bis 1300 m. Die meisten Pässe haben wir überfahren ohne es zu bemerken. Die Landschaft hatte Ähnlichkeit mit der aus Wildwestfilmen bekannten Prärie der USA, steinige und verdörrte Weiten, vereinzelte Bäume, diese typischen Buschkugeln, Einsamkeit und Straßen schnurgeradeaus bis zum Horizont. Und, weil Urlaub war, saukalter Gegenwind von morgends bis abends. Es war immerhin so kalt, daß wir im September in Südspanien Unterhemden unterm Trikot anziehen mußten. In dieser Öde gab es keine größere Ablenkungen. Trotzdem haben wir durch den Gegenwind bei allem körperlichen Einsatz nicht mehr wie 120 km amTag geschafft ( in anderen Gegenden waren es schon mal so 180 km).

Über Yecla, Caravaca de la Cruz, Baza und Guadix haben wir doch noch Granada erreicht. Kulturell nicht besonders vorgebildet, fanden wir es erstaunlich, daß in und um Gaudix die Berge Türen und Fernsehantennen hatten und zudem auch noch rauchten. Es hat sich dann herausgestellt, daß diese Gegend bekannt ist für seine Erdhöhlen. Ein Teil von Gaudix steht sogar unter Denkmalschutz.

Von dem Abschnitt Baza - Granada träume ich heute noch. Die Route führte nördlich um die Sierra Nevada herum, teilweise mit Blick auf den Pico de Veleta (3392 m) und den Mulhacen (3481 m). Laut Karte waren einige Straßenabschnitte noch im Bau bzw. nicht staubfrei. Aber vor Ort waren die Straßen teilweise nicht nur autobahnähnlich, sie waren Autobahnen, gesperrt für Fußgänger, Traktoren, ? und Fahrräder (die Schilder standen immer im 4er-Pack). Aber das Radfahren war hier üblich. Bei strahlendem Sonnenschein durch herrlichste Landschaften, auf der Autobahn die rechte Spur nur für mich (die Autos sind links gefahren), kilometerlange Abfahrten mit 6-7 % Gefälle auf bestem Asphalt - kann Fahrradurlaub schöner sein?

In Granada haben wir einen halben Tag Rast gemacht. Die Besichtigung der La Alhambra [Bild] war natürlich unumgänglich. Am nächsten morgen, es war der 20. Reisetag, ging es weiter nach Malaga. Hier bin ich die Touristenroute von Granada direkt nach Almunecar gefahren. Dieser Abschnitt hat mir all die Jahre von der ersten Planung bis zu diesem Tag etliche schlaflose Nächte bereitet. Ich leide nämlich an einer ausgeprägten Höhenphobie. Und laut Karte ging es hier auf 10 km 1100 m hinab! Natürlich hätte ich auch eine andere Route fahren können, aber ich suche mir die Wege halt nach den oben beschriebenen Kriterien aus und diese Wege werden dann auch gefahren. Ein wenig Ehrgeiz kann wohl nicht schaden, oder? Jedenfalls mußte ich am Anfang dieser Etappe einen neuen Film in die Kamera einlegen und das ist wohl vor lauter "Begeisterung" etwas schief gegangen. Jedenfalls habe ich vom Rest der Reise keine eigenen Fotos mehr. Dumm gelaufen! Trotzdem war die Landschaft mit den tiefen Tälern war einfach atemberaubend. Einige male habe ich mit zitternden Knien angehalten und (vergeblich) diese Landschaft fotografiert. Und dreimal mußte ich anhalten um die Felgen abkühlen zu lassen. Es ging tatsächlich dermaßen steil abwärts, daß ich nur mit vorn und hinten angezogenen Bremsen langsam bergab rollen konnte. Hinab ging es in ein fantastisches grünes Tal entlang dem Rio Verde. In diesem Tal wuchsen nicht nur Orangen, hier gab es auch Zitronen, Limonen, Avokados, Feigen und vieles andere mehr. Möglich ist dieser Wachstum durch das tropische Klima in dem Tal, so erklärte mir es die Wirtin in der Wirtschaft, wo ich mich bei Speis und Trank von dem Erlebten erst einmal erholen mußte. Die Wirtin sprach gut Deutsch, da sie viele Jahre in Rüsselsheim gelebt hatte.

Weiter nach Malaga. Von dort war es gerade noch eine Tagesetappe. Schon am späten Nachmittag des 21. Tages war von weitem ein Felsen zu sehen. Was ich Anfangs nur vermuten konnte, bewahrheitete sich: Gibraltar, ich war am Ziel nach 2712 km. Um 20°° Uhr habe ich die Grenze überfahren.

Dann war da noch die Frage: Wie bringe ich die Erdnüsse zu den Affen? Nun, die Seilbahn habe ich wegen oben schon erwähnter Hohenphobie ignoriert, ein Taxi (50,-DM) war mir wegen den gestohlenen Schecks zu teuer, also blieb nur das Fahrrad. Tapfer habe ich den Weg zum "Apes Den" aufgenommen. Als aber die Abhänge immer steiler wurden und die Steigung der Straßen sich zwischen 12 und 15% einpendelte habe ich mir gedacht, ich fress' die Erdnüsse selber. Bevor ich umkehrte habe ich noch einen Blick über die Bucht von Algeciras und hinüber nach Afrika genossen und - da tauchte doch tatsächlich einer der Barbary Affen auf. Schnell die Kamera (mit dem falsch eingelegten Film) aus der Gepäcktasche geholt, ein wenig zurückgetreten wegen dem besseren Motiv und - oh Wahnsinn - der Affe hockt sich auch noch neben mein Fahrrad. Das würde das Bild der Bilder werden. Nur hatte der Affe kein Interesse an einem schönen Bild. Ich hatte natürlich in der Eile meine Gepäcktasche offen gelassen und daraus hat der Affe mein Handtuch geklaut.

So bin ich dann ohne Handtuch zurück nach Torremolinos gefahren und am nächsten Tag um 17°° Uhr von Malaga nach Frankfurt geflogen. Vom Flughafen nach Rodgau war dann nur noch ein Kinderspiel. Abgesehen davon, daß ich in Neu-Isenburg meinen 1. Platten auf der gesamten Tour hatte, ist weiter nichts aufregendes passiert.

Reinhard Geppert


Link: Wikipedia - Gibraltar

www.adfc-rodgau.de
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