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Helme für Radfahrer
Helme für Radfahrer - Positionen, Tipps und Informationen Juli 2003
und "Kommt die Helmpflicht?" Oktober 2011

Zum Thema Helme für Radfahrer erreichen den ADFC immer wieder Anfragen. Manche Radfahrer möchten wissen, ob es in Deutschland eine Verpflichtung zum Tragen von Fahrradhelmen gibt - wenn nicht allgemein, so doch vielleicht in bestimmten Gegenden, für bestimmte Altersgruppen oder bei Fahrten im geschlossenen Verband. Andere möchten sich einen Fahrradhelm kaufen und fragen nach, welches Modell der ADFC empfiehlt. Und wieder andere weisen auf Untersuchungen hin, denen zufolge Fahrradhelme keinen Zugewinn an Sicherheit bringen, und wenden sich gegen jede Beratung in Sachen "Fahrradhelm" durch den ADFC.

Die Rechtslage

In Deutschland besteht generell keine Helmpflicht, weder für Radfahrer im allgemeinen noch für bestimmte Altersgruppen, in bestimmten Regionen oder bei Gruppenfahrten. Da es keine Helmpflicht gibt, gilt das Fehlen eines Fahrradhelmes bei einem Unfall auch nicht als Mitverschulden.
Die Position des ADFC

Der ADFC weist Forderungen nach einer Helmpflicht als untauglich zurück. Es ist seit langem übereinstimmende Meinung aller Experten und der Bundesregierung, dass eine Helmpflicht weder durchzusetzen noch zu kontrollieren sei. Sie würde aber die Fahrradnutzung drastisch sinken und damit den Autoverkehr steigen lassen. Dies ist weder umwelt- noch gesundheitspolitisch zu verantworten. Wichtig ist es allerdings, das Helmtragen durch Aufklärung zu fördern, Tempolimit 30 innerorts einzuführen und der gegenseitigen Rücksichtnahme zur Geltung zu verhelfen. Die Bundeshauptversammlung des ADFC hat sich mehrfach gegen jegliche Tendenzen ausgesprochen, eine Helmpflicht für Radfahrer einzuführen.

Im Beschluss der Bundeshauptversammlung vom 23./24.05.98 in Berlin heißt es:

Der ADFC geht gegen jegliche Bemühungen vor, eine Helmpflicht herbeizuführen. Speziell spürbaren Tendenzen, das Fahrradfahren ohne Helm als unverantwortbar gefährlich darzustellen und so eine mögliche Helmpflicht heraufzubeschwören, wird der ADFC künftig mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln aktiv entgegentreten, um ernsthafte Forderungen nach einer Helmpflicht gar nicht aufkommen zu lassen.

Dazu gehört insbesondere:

Er bemüht sich darum, die Helmdiskussion auf wissenschaftlich fundierte Grundlagen bezüglich Nutzen und Grenzen der Schutzwirkung von Helmen zu stellen und insbesondere auch kritische wissenschaftliche Veröffentlichungen als Gegenargumente zu einer möglichen Helmpflicht zu sammeln und bekannt zu machen. Auf Grundlage dieser wissenschaftlich fundierten Argumentation bemüht er sich darum, bei Institutionen - Versicherungen, Ministerien, Verbänden, Multiplikatoren, Medien - Tendenzen entgegenzutreten, die einen sozialen oder juristischen Druck zum Helmtragen erzeugen. Bei Helmberatungen und Helminfos des ADFC wird grundsätzlich auch über wissenschaftlich fundierte Zweifel an der Schutzwirkung und Notwendigkeit von Helmen berichtet, so sie bekannt sind." Argumente gegen die Helmpflicht
Argumente gegen die Helmpflicht

Ein Hauptargument gegen eine Helmpflicht ist der damit verbundene Rückgang der Fahrradnutzung insgesamt. So wurde beispielsweise 1991 in Australien eine landesweite Helmpflicht für Radfahrer gesetzlich verordnet. Dies führte zu einem dramatischen Einbruch des seit Jahren anhaltenden australischen Fahrradbooms.

So belegt eine Studie von Dorothy L. Robinson an der University of New England in Armindale (New South Wales) , dass im Bundesstaat New South Wales zwar nach Einführung der Helmpflicht der Anteil der Kinder und Jugendlichen unter 16 Jahren, die einen Helm trugen, von 31 Prozent auf 76 Prozent anstieg. Im selben Zeitraum nahm die Zahl der Rad fahrenden Kinder jedoch massiv ab:

Gegenüber 1991 waren im Jahr 1992 36 Prozent weniger Kinder mit dem Fahrrad unterwegs, im Jahr 1993 betrug der Rückgang im Vergleich zu 1991 sogar schon 44 Prozent Die Zahl der Kopfverletzungen sank zwar in absoluten Zahlen, zur Zahl der Radfahrer ins Verhältnis gesetzt nahm sie hingegen zu. Radfahren wurde offenbar für die verbliebene Zahl Rad fahrender Kinder gefährlicher.

( Dorothy L. Robinson, AGBU, University of New England, Armidale, NSW 2351, Australia: Head Injuries and Bicycle Helmet Laws, Accident Analysis and Prevention, volume 28, number 4, pages 463 - 75 (1996) in: ADFC Forschungsdienst Fahrrad Nr. 282. www-2.informatik.umu.se/adfc/fdf/fdf-282.html )

Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass bei zunehmendem Radverkehr das individuelle Verletzungs- und Todesrisiko abnimmt. Umgekehrt kann man vermuten, dass bei sinkendem Radverkehr das individuelle Risiko steigt. Robinson folgert, dass das Bewusstsein um die Radfahrer, einschließlich der Anzahl der Radfahrer auf der Straße, und das allgemeine Verkehrsklima einen größeren Einfluss auf die Sicherheit von Radfahrern haben als das Tragen von Helmen. Auch bei den zwischen 1992 und 1994 in New South Wales getöteten oder schwer verletzten Radfahrern lässt sich kein höherer Schutz der Helmträger ableiten: 80 Prozent der Getöteten trugen Helme, was ziemlich genau dem Anteil der Helm tragenden Radfahrer entspricht.

Die positiven Gesundheitseffekte des Radfahrens, auch ohne Helm, gleichen die Gesundheitsgefährdung durch Verletzungen bei weitem aus. Deshalb bedeutet eine gesetzliche Regelung, deren größte Auswirkung eine Verminderung des Radfahrens ist, einen Wohlfahrtsverlust für das Land.
Beratung zum Thema Helme

Helme sollten immer freiwillig getragen werden. Insbesondere Kindern gegenüber sollte nicht mit dem erhobenen Zeigefinger gearbeitet werden, sondern es sollten die positiven Aspekte des Helmtragens hervorgehoben werden. Gute Fahrradhelme haben schon bei manchem Unfall schwere Kopfverletzungen verhindert, ein umfassender Lebensretter sind sie allerdings nicht. Wenn es "kracht", ist bei Radfahrunfällen neben den Beinen vor allem der Kopf betroffen. Dabei wirken oft Kräfte auf den Körper ein, die auch der beste Helm nicht abfangen kann - beispielsweise beim frontalen Zusammenstoß mit einem schnellen Auto. Fahrradhelme schützen - richtig aufgesetzt - vor allem Gehirn, Schläfen und Stirn. Allerdings ist darauf zu achten, dass der Helm nicht zu "sportlichem", d.h. riskantem Fahren verleitet Aber auch mit Helm ist eine umsichtige und defensive Fahrweise mit einem technisch einwandfreien Fahrrad der beste Unfallschutz.
Weiterführende Links

Weitere Daten zur Studie von D.L. Robinson http://www.adfc-bw.de/texte/helm/helm.htm

Informationen zu einer Untersuchung von Paul A. Scuffham und John D. Langley zur Helmpflicht in Neuseeland, 1997 http://www.ingokeck.de/publikationen/radhelm/rhwirkungslos/

Kommt die Helmpflicht?

Auszüge und Links von Online-Beiträgen im Oktober 2011 zu der Aussage von
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU): "Wenn sich die Helmtragequote von neun Prozent nicht signifikant auf weit über 50 Prozent erhöht in den kommenden Jahren, dann muss man fast zu einer Helmpflicht kommen".

ADFC: "Radfahren ist sicher – egal ob mit oder ohne Helm", entgegnet Ulrich Syberg, ADFC-Bundesvorsitzender. Eine Helmpflicht wälze die Verantwortung für Unfälle auf die gefährdeten Radfahrer ab, statt die Ursachen zu bekämpfen. Tatsache ist, dass die meisten Unfälle zwischen Autofahrern und Radfahrern von den Autofahrern verursacht werden. Der ADFC fordert daher flächendeckend Tempo 30 in Wohngebieten und sichere Radverkehrsführungen, um Zusammenstöße zu verhindern oder ihre Folgen zu vermindern.
Zweifellos kann ein Helm das Risiko von Kopfverletzungen verringern. Doch wo das freiwillige Tragen eines Helmes die Sicherheit erhöht, kann eine Helmpflicht das genaue Gegenteil bewirken...
ADFC News, 19.10.2011: ADFC weist Forderungen nach Helmpflicht zurück
ADFC Presse, 20.10.2011: Etatkürzung + Helmpflicht = weniger Radfahrer


Spiegel Online: Eine Helmpflicht wird sicher die Folgen manchen schweren Sturzes abmildern - daran gibt es keinen Zweifel. Sie wird auch Menschenleben retten. Aber die Gesamtbilanz eines Kopfschutzzwanges könnte trotzdem negativ ausfallen. Denn in der Folge könnte die Radnutzung zurückgehen. Wenn derzeit nur einer von zehn deutschen Radfahrern einen Helm aufsetzt, was machen dann die neun ohne Schutz, wenn die Pflicht kommt? Einige werden widerwillig zum Helm greifen, einige werden weiter ohne fahren - und ein großer Teil wird womöglich wieder aufs Auto umsteigen...
...Hinzu kommt die psychologische Wirkung: Sie lässt Radfahren gefährlicher aussehen, als es tatsächlich ist. In den Niederlanden, der Radfahrnation Nummer eins, denkt niemand ernsthaft über eine Helmpflicht nach. Dort trägt auch kaum jemand eine Styroporhaube. Warum auch? Radfahren ist in Holland besonders sicher, weil Autofahrer immer mit Zweirädern rechnen und weil es eine gut ausgebaute Infrastruktur gibt...
Spiegel Online, 19.10.2011: Sicherheit im Straßenverkehr

Stern.de: Helm auf für Radfahrer! Das ist das Gebot der Stunde von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer. Endlich, noch mehr Gängelei. Darauf hat der Bürger nur gewartet.
Es ist höchste Zeit, dass in diesem Land noch ein paar Verbote erlassen werden. Ja, mehr Verbote braucht das Land. Um die Bürger noch mehr zu schützen. Vor sich selbst zu schützen. Vor ihrer Dummheit. Ihrer Dussligkeit. Wir brauchen eine neue Volkserziehung, noch viel mehr erigierte Zeigefinger, die uns sagen: Mach dies! Mach jenes! Lass aber das! Trink keinen Alkohol auf den Straßen! Trink kein Bier in der U-Bahn! Fahr ja nicht Rad – fahr ja nicht Rad ohne Sturzhelm! ...
Stern.de, 19.10.2011: Helmpflicht für Radfahrer - Schnuller für alle
www.adfc-rodgau.de
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