Projektwoche auf dem Fahrrad, 2009
Fotos und Bericht: Stefan Janke
Seit es den ADFC im Kreis Offenbach gibt, solange gibt es auch schon
Überlegungen, wie man Kinder zum Radfahren bringt, ihnen zeigt, wie toll
Radfahren ist. Kindertouren locken meistens Senioren an und die eigentliche
Zielgruppe verfehlen wir leider.
Seit Jahren erhalten wir zudem Schreiben von Grundschulen, doch bei der
Projektwoche mitzumachen. Leider arbeiten die Aktiven, die mit Kindern
arbeiten wollen alle und die, die Zeit hätten, sind lieber ohne Kinder
unterwegs.
Lange Zeit konnte ich auch mir nicht vorstellen, dass man mit
Grundschulkindern tolle Ausflüge auf dem Fahrrad machen kann. Nun geht meine
Tochter inzwischen auch zur Schule und gleich in der ersten Klasse gab es
eine Projektwoche. Also opferte ich 5 halbe Urlaubstage und begann das
Projekt vorzuplanen. Die Klassenlehrerin meiner Tochter (auch ADFC-Mitglied)
machte auch mit, so dass ich schon mal die bitter nötige 2. Person hatte.
Die Resonanz seitens der Schüler war überwältigend - es musste sogar einigen
Schülern abgesagt werden. 16 Kinder blieben übrig (10 Jungen, 6 Mädchen, 6
Erstklässler, 4 Zweitklässler, 6 Viertklässler).
Mein Fazit: die Kinder haben mich allesamt sehr positiv überrascht. Es gab
keine Pannen, kein Gemurre oder technische oder körperliche Ausfälle. Es gab
täglich "Unfälle", wo mal ein Schutzblech wieder geradegebogen werden musste
oder ein Kind vom Rad fiel. Aber alles in allem fuhren die Kinder
diszipliniert hintereinander im gleichen Tempo. An 3 Tagen wurden wir noch
durch eine 3. Person unterstützt. Natürlich mussten die Kinder eine feste
Reihenfolge haben, sonst wäre es ein Chaos geworden. Mit diesem langen Tross
fiel man nicht nur auf (was auch ein guter Schutz war), man bekam
bewundernde Blicke, Leute staunten vom Balkon herab, andere Radfahrer gaben
anerkennende Kommentare, Autofahrer ließen uns geduldig mit der großen
Schlange über die Kreuzungen passieren. Anfangs bevorzugte ich Ampeln, aber
nachdem wir uns einmal mit 19 Leuten auf eine Verkehrsinsel gequetscht
hatten, war die freie Überquerung schneller und oft auch sicherer. Nach dem
Eingewöhnungstag mit 18 km rund um Dudenhofen (war sehr anstrengend, da
ungewohnt für die Kinder; immer im gleichen Tempo und voll konzentriert, um
nicht auf den Vordermann aufzufahren), konnten wir am nächsten Tag dann
Ziele wie Zellhausen/Seligenstadt (22 km), Waldspielpark Hausen (23 km) und
Wingertsturm Dietzenbach (20 km) anradeln. Wichtig war die erste
Spielplatzpause nach etwa 6 Kilometern. Die Kindern haben ihr Frühstücksbrot
dann sehr nötig gehabt und freuten sich aufs Toben. Tag für Tag bekamen die
Kinder mehr Kondition und der Ehrgeiz nach den gefahrenen Kilometern wurde
größer. Ziele wie Frankfurt standen auf einmal auf der Wunschliste, doch das
war in 3 Stunden inkl. mehrerer Pausen nicht zu schaffen. Doch nicht nur für
die Kinder war es anstrengend. Auch ich war danach "fertig", doch statt
ausruhen hieß es arbeiten gehen. Aber es hat sich gelohnt - für die Kinder,
für die Schule und für mich.
Fördern und fordern, dieses Motto bewährt sich oft bei Kindern. Man glaubt
gar nicht, was sie alles leisten können, muss natürlich aufpassen, sie nicht
zu überfordern.
Erschreckend aber, wie wenig sich manche Kinder in der Umgebung auskennen
und Seligenstadt des Mains wegen mit Offenbach verwechseln. Radfahren
bildet. Ebenso erfährt man, dass manche Väter erst gar kein Fahrrad haben
und viele Kinder gar nicht in den Genuss kommen dürfen, mit ihren Eltern
tolle Ausflüge auf dem Fahrrad zu machen. Zudem werden sie "über-behütet".
Selbst die vor den Toren Dudenhofens gelegene Skater-bahn am Badesee (das
"Highlight" für die "Großen"), ist für sie unerreichbar. Wie schade.
Stefan Janke
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